Artgerechte Rattenhaltung

Allgemeines

Farbratte (lat. Rattus norvegicus f. domestica)

Durchschnittliche Lebenserwartung: 1,5 - 3 Jahre

Durchschnittliches Körpergewicht: 250-400 g (Weibchen), 400-650 g (Männchen)

Körpergröße: 22-26 cm (ohne Schwanz, der nochmal fast genauso lang wie der Körper ist)

Körpertemperatur: 37,5 - 39,5°C

Geschlechtsreife: 4.-6. Lebenswoche (Trennung von Böckchen von Mutter/Schwestern mit 32(- max. 35) Tagen)

Brunstzyklus (Rattigkeit der Weibchen): alle 4-5 Tage für 10-18 Stunden, ganzjährig

Trächtigskeitsdauer: 21-24 Tage

Wurfgröße: 5-18 Junge


Woher Ratten holen?

"Woher bekomme ich ein Tier?" - "Aus der Tierhandlung", antworten leider noch viele Menschen auf diese Frage. Warum leider, möchte ich in den folgenden Absätzen erklären:

Für Zoohandlungen sind Tiere eine Ware, die sie verkaufen, wie andere Geschäfte Bücher oder Kleidung. Aber Tiere sind Lebewesen, wie wir Menschen es auch sind (zoologisch betrachtet, gehören wir zu den Tieren) und ein Lebewesen sollte immer etwas völlig andere sein als eine Ware!

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Eine Ware möchte ein Händler möglichst gewinnbringend verkaufen, also den Kostenaufwand vor dem Verkauf möglichst gering halten. Darum bekommen Zoohandlungen ihre Tiere von Großzüchtern, die in kleinen Makrolonwannen möglichst viel Nachwuchs mit möglichst wenig Aufwand produzieren. Ist ein Tier krank, sieht es sicher niemals einen Tierarzt - das ist zu teuer. Man holt sich also leicht gleich kranke Tiere ins Haus, die bei mangelnder Geschlechtertrennung auch noch trächtig sein können. Außerdem haben Ratten aus Zoohandlungen meist nur wenig Erfahrungen mit Menschen gemacht oder schlechte Erfahrungen (hochheben am Schwanz ist leider öfter noch gängige Praxis - der Schwanz ist aber die Verlängerung der Wirbelsäule und es kann dabei leicht zu ernsten Verletzungen kommen) gemacht. Sie beißen daher leichter, werden oft viel schwerer zahm oder bleiben sogar für immer scheu. So ein System, so einen Umgang mit Lebewesen sollte man nicht unterstützen!

"Ein Züchter?", werden manche nun vorschlagen. Auch dazu sagen wir: Nein! Es gibt schlicht und einfach schon mehr als genug Ratten, die ein Zuhause suchen und viele die sich Züchter nennen, lassen ihre Tiere ebenfalls auf zu engem Raum sitzen, haben nicht die erforderlichen ausführlichen Genetikkenntnisse und sind nur auf das Geld aus (und sobald es ums Geld geht, bleibt auch hier ein Tierarzt oft zwangsläufig außen vor, weil es sich dann nicht mehr rentiert). Viele, die sich Züchter nennen sind im Grunde nichts anderes als Vermehrer, die eben ein Männchen und ein Weibchen zusammensetzen, um schnell und billig Nachwuchs in möglichst beliebten Fellfarben zu produzieren.


Es geht auch anders:

Es gibt Ratten in Tierheimen und in Notfallvermittlungen wie auf dieser Seite oder in Rattenforen (siehe auch in unseren Links); dabei handelt es sich um Tiere aller Altersklassen, jeden Geschlechts, jeden Charakters und fast jeder Farbe.

"Beißen die nicht?", werden einige jetzt fragen ... Die Gründe, warum Tiere im Tierheim oder in der Vermittlung landen sind so vielfältig wie ihre Vorgeschichte: Abgabe aus schlichtem Zeitmangel, aus Allergiegründen, weil sich die Lebenssituation plötzlich geändert hat und nun das Geld/der Platz fehlt, weil man merkte, dass Ratten doch nicht als Haustiere zu einem passen, weil Kinder sich nicht mehr darum gekümmert haben, ausgesetzte Findlinge von der Straße oder Ratten aus Wohnungsräumungen wegen außer Kontrolle geratener Vermehrung. Du wirst verstehen, dass daher in Tierheimen und Notfallvermittlungen vom absolut lieben Kampfschmuser bis hin zu schwierigeren Tieren, die auch mal beißen (oft verständlicherweise aufgrund ihrer Vorgeschichte), alle Charaktere vertreten sind. Du wirst unter Notfalltieren also absolut sicher die richtigen Ratten für sich finden!


Gruppenhaltung

Ratten sind Rudeltiere, die die Gesellschaft von Artgenossen, benötigen. Ratten sind daher mind. zu dritt in gleichgeschlechtlichen Rudeln oder Rudeln aus Weibchen und kastrierten Männchen (Kastrationsquarantäne: mind. 4 Wochen) zu halten. Je größer das Rudel, umso wohler fühlen sich die Ratten.

Man sollte bei der Rattenanzahl unbedingt die beiden folgenden wichtigen Regeln beachten:

  • Mindestens 3 Ratten, da man erst ab 3 Ratten von einem Rudel sprechen kann. (2 sind nur ein Paar und Paarhaltung zu zweit führt häufig zu vermehrtem Streit und auf Dauer zu Defiziten im Verhaltensrepertoire.)
  • Man sollte niemals mehr Ratten anschaffen, als man pro Monat 10€-Scheine zur Seite legen kann, also bei 3 Ratten 30€, bei 4 Ratten 40€ usw. - so legt man sich ein Polster für Tierarztbesuche an, die bei den recht krankheitsanfälligen Ratten auf Dauer teuer werden können (die Kosten für eine Tumor-OP können leicht im dreistelligen Bereich liegen).


Vergesellschaftung/Integration

Sich fremde Ratten dürfen nicht einfach zusammen in einen Käfig gesetzt werden. Sie müssen sich langsam in wiederholten, täglichen Begegnungen kennen und als Rudelmitglieder akzeptieren lernen. Dies dauert mindestens 2 Wochen, oft auch länger.

Schritte der Vergesellschaftung:

1. Beim Einzug neuer Ratten ist die erste Frage der Standort des zweiten Käfigs: Entweder die neuen Ratten stehen in einem separaten Raum oder, wenn das nicht möglich ist, sollten alte und neue Tiere im selben Raum besser einige Meter voneinander entfernt untergebracht werden und nicht direkt nebeneinander. Sonst werden die Neuen im Nachbarkäfig womöglich direkt als Reviereindringlinge wahrgenommen.

Die Ratten riechen die Fremden, kommen aber nicht an sie heran, um sie aus dem Umfeld ihres Reviers zu vertreiben. Treffen die Tiere dann später aufeinander, werden die angestauten Aggressionen möglicherweise ausgelebt und das erste Treffen kann schlimmstenfalls blutig enden.

2. Streutausch/Einrichtungstausch: Manchmal wird geraten zwischen den Tieren bepieselte Einstreu, benutzte Hängematten oder Schlafhäuschen zu tauschen, um sie langsam an den Geruch des jeweils Anderen zu gewöhnen. Wir raten auf jeden Fall davon ab, da der Tausch von Gegenständen und Einstreu Aggressionen fördert, wie bereits unter Punkt 1 beschrieben.

3. Zusammentreffen der Ratten: Die Ratten müssen sich in einem Bereich begegnen, den keine der beiden Parteien als ihr Revier betrachtet, neutraler Boden; dadurch wird der Instinkt, das eigene Revier zu verteidigen, gesenkt. Die Ratten sind erst einmal durch die neue Umgebung abgelenkt, die es zu erkunden gilt. Danach werden die Tiere sich vielleicht vorsichtig nähern und sich gegenseitig beschnüffeln.

Es kann aber auch gleich zu Aggressionen kommen, wobei die Ratten ihre Fellhaare aufstellen, sich mit der Breitseite drohen oder sogar beißen. Man lässt sich anfangs leicht täuschen: Häufig laufen die ersten paar Treffen friedlich ab, weil die Tiere überrascht sind. Erst bei späteren Treffen stellen sich dann Aggressionen ein. Das soll keine Angst machen, aber vor zu großen Enthusiasmus über positive ersten Begegnungen bewahren.

Die Integration dient dazu, die neuen Tiere ins Rudel einzugliedern. Dazu muss auf jeden Fall die Rangordnung zwischen den Tieren geklärt werden. Die Ratten richten sich oft gegenüber auf die Hinterbeine auf, es wird gequiekt und schließlich jemand unterworfen, indem eine Ratte die andere auffordert, sich vor ihr auf den Rücken zu legen.

Nach mehreren Begegnungen auf neutralem Boden, die gegen Ende mehrere Stunden (Richtwert ca. mind. 4h) lang friedlich verlaufen sollten, folgen anschließend Treffen im normalen Auslaufgebiet der bisherigen Ratten. Dieser Bereich ist nicht mehr ganz neutral, sondern Teil des Reviers des bisherigen Rudels, aber noch nicht das Kernrevier der Tiere, wie es der Käfig darstellt.

Erst wenn auch im Auslaufbereich die Treffen über mehrere Stunden (Richtwert ca. mind. 4h) friedlich verlaufen, kann man daran denken, den Käfig mit einzubeziehen. Der Käfig, in den alle gemeinsam einziehen sollen, wird sehr gründlich gesäubert und nach Möglichkeit Häuschen und sonstige Gegenstände umgeräumt. Dadurch wird das Gefühl der Ratten, die ihn bisher bewohnt haben, etwas abgeschwächt, dass das ihr Revier ist und sie es verteidigen müssen.

Die Ratten sind während der folgenden Stunden und auch Tage sehr genau zu beobachten, ob sie wirklich friedlich bleiben, denn auch im Käfig müssen sie sich erstmal zusammenfinden und die Rangordnung innerhalb des Käfigs ausmachen. Es dauert darum etwas, bis die neuen Tiere schließlich vollends im Rudel akzeptiert sind.


Käfig

Ratten werden in Käfigen, Volieren, Unidömen oder Selbstbauten (rattentauglich umgebauter Schrank/Regal) gehalten (im folgenden zusammenfassend „Käfig“ genannt).

Da sie darin einen Großteil ihres Lebens verbringen, ist die Auswahl des Käfigs, die Größe und Einrichtung sehr wichtig.

Käfigmindestgröße:

Grundsätzlich sollte für Länge x Breite die Grundfläche von mind. 0,5 m² bei Länge mind. 80 cm und Breite mind. 50 cm (Innenmaße!) nicht unterschritten werden. Das bedeutet: 80x50 cm ist also nicht artgerecht; Beispiele für artgerechte Grundflächen: 80x65 cm, 85x60 cm, 90x56 cm, 100x50 cm.Die Höhe muss mind. 100 cm sein.

Wir richten uns nach den Angaben des "Verein der Rattenliebhaber und -halter in Deutschland e. V." (VdRD e. V.).

Die Anzahl der Tiere erhöht die Mindestanforderungen an die Maße:

Definition Grundfläche:

Als Grundfläche bezeichnet man die reine Bodenfläche ohne Etagen! Diese Fläche muss mind. 0,5 m² bei mind. 50cm Tiefe betragen!


  • 2 Ratten: ab 1,2 m² Lauffläche (Maße z. B. L 90 x B 56 x H 100 cm mit 1 Volletage) - wobei die Haltung von nur 2 Ratten nur zeitlich begrenzt, z. B. während einer Integration, stattfinden darf, da sie nicht artgerecht ist
  • 3 Ratten: ab 1,5 m² Lauffläche (Maße z. B. L 100 x B 50 x H 100 cm mit 2 Volletagen)
  • 4-5 Ratten: ab 1,8 m² Lauffläche (Maße z. B. L 100 x B 50 x H 120 cm mit 3 Volletagen)
  • Für weitere Angaben kontaktiere uns gerne!

(Auch hier alle Angaben Innenmaße!)

Da Ratten sehr gerne klettern, ist eine Mindesthöhe von 100 cm nicht zu unterschreiten. Außerdem lassen sich erst ab dieser Höhe sinnvoll mehrere Ebenen im Käfig anbringen und der Käfig abwechslungsreich gestalten. Der Gitterabstand sollte - v. a. bei Weibchen - unter 1,5 cm betragen.

Grundsätzlich gilt: Je größer und je abwechslungsreicher gestaltet, umso artgerechter ist ein Käfig!

Aquarien/ Terrarien sind, wegen mangelnder Belüftung und weil man ausreichende Etagen nicht einbauen kann, für Ratten ungeeignet!


Käfigausstattung

Genauso wichtig wie Höhe ist für Ratten die Lauffläche, darum sollten möglichst Volletagen in den Käfig - im Abstand von je 30-35 cm angebracht, um keine gefährliche Absturzgefahr zu schaffen. Als Maße für die Ebenen empfehlen wir eine Etagengröße ab jeweils 0,5m². Kleinere Etagen sollten die Ausnahme sein und können, für die Berechnung der maximalen Rattenanzahl für einen Käfig, nicht oder nur teilweise dazuzählen.

Versteckmöglichkeiten in Form von mehreren Häusern/Röhren müssen vorhanden sein, ebenso weiche Liegemöglichkeiten wie Hängematten/Stoffröhren/Stoffhäuser. Faustregel ist: Mind. 1 Häuschen pro Ratte plus 1 mehr!

Rattengeeignetes Trockenfutter und Frischfutter (täglich Gemüse/gelegentlich Obst) können in stabilen Näpfen gereicht werden oder zur Beschäftigung der Tiere frei im Käfig verstreut werden. Wasser ist in einer Nippeltränke und/oder einem Wassernapf zu reichen und täglich zu erneuern.

Als Einstreu eigen sich am besten Zeitungspapier, Papierschredder, Küchentücher und Toilettenpapier. Handelsübliches Kleintierstreu sollte nur in den Toiletten verwendet werden, da die empfindlichen Atemwege der Ratten durch den Staub gereizt werden können.


Was auf keinen Fall in den Rattenkäfig gehört!

Etagen oder Leitern aus Gitter:

Durch das ständige Laufen auf Gitter werden die Füße sehr ungleichmäßig belastet und ungleichmäßiger Druck auf die Fußsohlen ausgeübt, was auf Dauer zu schmerzhaften Entzündungen der Fußballen - auch „Bumblefoot“ genannt - führt. Diese Entzündungen sind sehr schmerzhaft, nur sehr schwer behandelbar, wenn sie erst einmal entstanden sind, und bedeuten für manche Ratte langfristig ihr Todesurteil.

Hamsterwatte/Watte:

Damit können sich Ratten Zehen, Pfoten oder Beine abschnüren, zu denen dann die Blutzufuhr unterbrochen ist. Schere Verletzungen oder sogar das Absterben der betroffenen Gliedmaßen sind die Folge.

Laufrad:

In herkömmlichen, verfügbaren Laufrädern müssen Ratten die Wirbelsäule an Rücken und Schwanz sehr stark krümmen. Das führt auf Dauer zu nicht wieder gut zu machenden Schäden an der Wirbelsäule, Fehlhaltung des Körpers und Schwanzes und kann mit Schmerzen einhergehen. Ein rattengeeignetes Laufrad müsste rein rechnerisch einen Durchmesser von ca. 1 m (!) haben - was in keinen Käfig mehr passt und auch durch sein Gewicht nicht mehr von den Ratten nutzbar wäre. Außerdem ist intelligenten Tieren wie Ratten ein Laufrad schnell langweilig und monoton.

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Haltungsbedingungen

Ratten werden nicht im Freien gehalten, sondern der Käfig ist im Wohnbereich unterzubringen. Eine Raumtemperatur von mind. 18°C, optimal 20-22°C ist zu gewährleisten. Ab 25-30°C wird es Ratten zu warm. Der Käfig muss vor Zugluft, Sonneneinstrahlung und Gefahren geschützt stehen und sollte einen festen, am besten etwas erhöhten Standort haben.

Die Ratten dürfen keinen Stressbedingungen ausgesetzt werden, wie z. B. Kälte, Hitze, Nässe, Lärm, Platzmangel, Mangel an Futter oder Wasser, Schmutz, Einzelhaltung usw.

Beim Verlassen des Wohnbereichs mit Ratten (z. B. Gang zum Tierarzt), müssen die Tiere in einer Transportbox untergebracht werden. Das Bild der Schulterratte ist leider noch in den Köpfen etlicher Menschen, aber für neophobe, revierbezogene und krankheitsanfällige Tiere wie Ratten es sind, ist es purer Stress und ein hohes Risiko, wenn Ratten überall und draußen im Freien mit herum geschleppt werden.


Ernährung

Extra Rattenfutter ist wichtig!

Ratten sind – im Gegensatz zu einigen anderen Nagetieren – keine reinen Pflanzenfresser, sondern Allesfresser. Allesfresser bedeutet aber nicht, dass man den Tieren wahllos jedes Futter vorsetzen kann; es heißt lediglich, dass sie ein sehr breites Nahrungsspektrum haben und neben pflanzlicher Nahrung auch einen gewissen Anteil an tierischem Protein (bzw. eine Quelle für die darin enthaltenen Aminosäuren und Vitamine) benötigen. Darum sind Fertigfuttermischungen für Kaninchen, Hamster oder andere Nager ebenso wie allgemein als „Nagerfutter“ ausgewiesene Mischungen für Ratten nicht geeignet! Außerdem können Ratten wahre Feinschmecker sein, die genau wissen, was sie wollen – und was nicht.

Ein richtiges, extra für Ratten entwickeltes Trockenfutter ist wichtig und muss 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen, weil Ratten einen sehr schnellen Stoffwechsel haben und alle 2-3 Stunden kleine Mengen fressen. Empfehlenswerte Trockenfuttersorten sind z. B. Tima Rattima, Vilmie Rattenfutter und andere.

Neben einem geeigneten Trockenfutter benötigen Ratten täglich Frischfutter. Hier eignen sich verschiedene Obst- und Gemüsesorten, sowie Kräuter, wobei immer mehr Gemüse als Obst (enthält viel Zucker = Dickmacher) gegeben werden sollte.

Beeren wie Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Preiselbeeren: wenig, da die Beeren viel Säure enthalten können

Gräser & Kräuter wie Basilikum, Dill, Gänseblümchen, Giersch, Gräser, Hirtentäschelkraut, Kamille, Klee, Löwenzahn, wilde Malve, Petersilie, Pfefferminze, Salbei, Sauerampfer, Schafgarbe, Spitzwegerich, Vogelmiere, Zitronenmelisse

Kernobst wie Apfel, Birne: Die Kerne enthalten Cyanide und sollten vor dem Füttern entfernt werden.

Salate wie Eisbergsalat, Endiviensalat, Feldsalat, Kopfsalat: Die äußeren Blätter sollten entfernt und der Salat genauso gründlich gesäubert werden, wie man es für den menschlichen Verzehr tun würde.

Steinobst wie Aprikose, Kirsche, Mirabelle, Nektarine, Pflaume, Zwetschge: Unbedingt den Stein vor dem Füttern entfernen, da er Amygdalin enthält, welches im Darm zu giftiger Blausäure umgewandelt wird.

Kiwi: enthält Fruchtsäuren, die die Schleimhäute reizen können, daher nur wenig füttern.

Kohlrabi/Brokkoli/Blumenkohl: Nur wenig, da Kohlsorten blähend wirken können.

Spinat: Wegen des hohen Oxalsäuregehalts nur in geringen Mengen geben.

Weiteres Frischfutter: Banane, Chicoree, Dattel, Erdbeeren, Feigen, Fenchel (Blätter und Knolle), Gurke, Karotten, Kokosnuss, Kürbis, Maiskolben, versch. Melonensorten, Paprika, Pastinak, Petersilienwurzel, Rote Beete, Knollen- und Stangensellerie, Steckrübe, Tomate, Traube (hell und rot), und Zucchini

Erbsen & Kartoffeln: Niemals roh! Immer gekocht!


Nicht geeignetes Frischfutter:

Zwiebelgewächse wie Porree, Zwiebeln, Schnittlauch oder Knoblauch sollten nicht verfüttert werden. Sie enthalten z. B. Sulfide, die Schleimhaut reizend sind, und andere chemische Inhaltsstoffe, mit denen man vorsichtig sein sollte. Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Bohnen) führen in rohem Zustand zu Blähungen. Rettich und Rhabarber sind schwach giftig und gehören damit nicht auf den rattigen Speiseplan. Auberginen enthalten sehr viel Solanin und sollten nicht verfüttert werden. Manche Avokadosorten sind für Ratten stark giftig und allgemein führen Avocados in unreifem Zustand zu Durchfall. Diese also nicht geben! Kohlsorten führen zu Blähungen.


Heu ist für Ratten nicht zwingend notwendig, kann aber in geringen Mengen gegeben werden. Es ist darauf zu achten, ob durch das Heu vermehrtes Niesen auftritt (manche Ratten sind gegen Heu allergisch).

Die Zweige von verschiedenen Obstbäumen, wie z. B. Apfel- oder Birnenbäumen, sowie Haselnusssträuchern lassen sich hervorragend als Nagematerial anbieten.

Trockenes Brot ist als Nagematerial nicht geeignet: Es weicht durch den Speichel im Maul sehr schnell auf und hilft nicht beim Abnutzen der Zähne. Trockenes Brot ist nur ein Dickmacher, der obendrein zu viel Salz und Gewürze enthält. Außerdem sind vorhandene Schimmelsporen mit bloßem Auge nicht sichtbar. Brot gehört wenn, dann in die Kategorie „sehr seltenes Leckerli“. Die Nagezähne schleifen sich beim normalen Fressen und gegeneinander reiben ausreichend ab.

Aber Vorsicht:

Schon mancher Halter hat sich über Heu oder selbstgesammelte Äste von draußen unangenehme Parasiten wie z. B. Milben eingefangen. Es empfiehlt sich, das Heu vor dem Füttern 48 Stunden einzufrieren. Äste können ebenfalls eingefroren werden, im Backofen für ca. eine halbe Stunde bei knapp 100°C erhitzt oder gründlich mit heißem Wasser abgespült werden, um kein Risiko einzugehen.

Die käuflichen Leckerli, die gängigerweise in Zoohandlungen angeboten werden, enthalten meist viel Zucker, viel Fett oder beides. Darum sollte man darauf lieber verzichten und stattdessen beispielsweise gekochte Nudeln (auf Salz im Kochwasser verzichten!), gekochten Reis (auf Salz im Kochwasser verzichten!), etwas Naturjoghurt, ein Stückchen milden Käse, etwas Quark, etwas Babybrei, einfach ein Stück Obst usw. geben. Aber nur in Maßen, denn zu oft gegeben, machen Leckerli meist dick!

Menschliche Nahrung wie Chips, Schokolade oder gewürzte und für den menschlichen Verzehr bestimmte Speisen oder Getränke, dürfen auf keinen Fall gegeben werden.


Auslauf

Ratten sind intelligente, bewegungsfreudige Tiere, die täglich mindestens 1-2 Stunde Auslauf in einem abgesperrten Bereich oder rattensicher gemachten Raum (frei von Gefahrenquellen wie Kerzen, zugänglichen Steckdosen, giftigen Pflanzen, Kabel, die benagt werden können, andere Tierarten – ist eine Entfernung nicht möglich, müssen die genannten Dinge so verwahrt werden, dass sie den Ratten nicht zugänglich sind) gewährt werden muss. Dieser muss innerhalb der Wohnräume stattfinden, nicht auf einem Balkon oder im Garten.

Er sollte für ein kleines Rudel (ab 3 Ratten) eine Größe von 3 qm nicht unterschreiten. Größere Rudel brauchen auch einen entsprechend größeren Auslauf und allgemein ist größer natürlich immer schöner für die Tiere: Man kann mehr Erkundungsmögichkeiten gestalten und sich als Mensch auch dazu setzen.

Der Auslauf sollte Beschäftigung in Form von Kletter- und Versteckmöglichkeiten bieten.

Außerdem dient der Auslauf auch der intensiven Kontaktaufnahme mit dem Halter und befriedigt ggfs. das Kuschelbedürfnis der Ratten mit ihrem Menschen.


Käfigreinigung

Da Ratten selbst sehr reinliche Tiere sind, muss der Käfig meist nur 1x pro Woche gründlich komplett geputzt werden. Bei Bedarf ist häufiger zu putzen, aber wenn man zu viel putzt, erreicht man genau das Gegenteil: Man entfernt zu oft und zu viel vom Rudelgeruch der Tiere und sie reagieren darauf, indem sie verstärkt markieren, sprich mehr in alle möglichen Käfigecken pieseln - und damit stinkt es ggfs. mehr als wenn man seltener putzt.


Der gesamte Text ist im Downloadbereich als PDF herunterladbar.


Zur weiteren Information schlagen wir beispielsweise das Rattenforum Ratteneck vor.

Auf keinen Fall zur Information geeignet sind gewisse Facebookgruppen und Internetseiten, die beispielsweise Blitzintegrationen und ungeeignete Fütterung empfehlen.


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