Entwicklung von halbwilden Babys

Entwicklung von halbwilden Babys


21.12.2013 - Tag der Geburt

Ich erfahre von einem Rattenweibchen, Black husky, das mehrere Tage an einer Tankstelle herumlief und nach 4 Tagen schließlich eingefangen werden konnte.

Zwei Wochen später, am 21.12.2013 gegen 9 Uhr, bekommt sie unerwartet Babys.


3. - 8. Tag

Ich stehe weiterhin mit den Besitzern von Mama und Babys in Kontakt, erkläre ihnen alles, was man zu Babyaufzucht wissen muss und ab wann sie anfangen müssen an Menschen zu gewöhnen. Aber ich erwähne ebenfalls sofort, dass ein Fundweibchen immer auch heißt, dass die Möglichkeit von Hawis besteht.

Als die Babys einige Tage alt sind und ich die ersten Fotos erhalte, verdichtet sich der Verdacht, dass es sich um Hawis handelt: Alle sind Agouti-farben.

Wir vereinbaren, dass ich am 30.12. bei den Besitzern vorbeischaue und, sollten es Hawis sein, Mama samt Wurf mit zu mir nehme. Halbwilde Babys gehören nicht in die Hände von Anfängern.


9. Tag

Der Tag an dem ich bei den Besitzern vorbeischaue. Die Babys sind alle eindeutig Agouti, der Hawiverdacht ist als bestätigt anzusehen und so ziehen Mama und Babys zu mir. Die Geschlechtsbestimmung ergibt 6 Weibchen und 3 Böcke.


10. Tag

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11. Tag

Nach 1 Tag Eingewöhnung werden die kleinen Hawis von nun an täglich mind. eine 3/4 bis 1,5 Stunden lang zahmgekuschelt. Dazu sitzen sie samt Mama im Kuschelschal um meinen Hals herum.

Es ist ihnen von Anfang an anzumerken, dass sie deutlich wuseliger und zappeliger sind als gleichaltrige Farbis.

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14./15. Tag

Alle Babys haben ihre Augen offen.

Wenn ich meine Hand ins Nesthäuschen halte, wird leicht an meinen Fingern geknabbert. Manche sind da nicht gerade zartfühlend und es tut fast etwas weh. Aber beißen ist es keinesfalls.

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17. Tag

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19./20. Tag

Im Vergleich zu Farbi-Babys, die in diesem Alter anfangen überall durch den Käfig zu wuseln, bleiben die Hawis weiterhin in dem Häuschen, in dem ihr Nest ist. Nur sehr vereinzelt wagt sich ein Baby vor die Tür. Wenn sie aber rauslaufen, dann sind die kleine Torpedos auf 4 Beinen, die nicht immer auf die Richtung achten und darum schonmal einfach aus dem Dom rausrennen.


21 Tag

Den kleinen Hawis ist anzumerken, dass sie nicht gerne angefasst werden. Sie zappeln in der Hand und nur selten bleibt eines der Kleinen ruhig sitzen. Im Kuschelschal fühlen sie sich aber weiterhin wohl und schlafen nach einer Weile sogar ein.


22. Tag

Wenn ich die kleinen Hawis, die mittlerweile im ganzen Dom verteilt herumlaufen - bzw. meist eben nicht frei rumlaufen, sondern sich lieber in verschiedene Verstecke zurückziehen- zum bekuscheln rausholen möchte, verstecken sie sich. Freiwillig kommt kaum eine zu mir her und in der Hand geben sie zu verstehen, dass ihnen anfassen unangenehm ist.

Halte ich aber meine Finger in den Kuschelschal, in dem sie noch immer täglich mind. 1 Stunde verbringen, so kommt es vor, dass sie abgeschleckt werden.


23. Tag

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26. Tag

Die Hawis sind sehr wuselig, aber zeigen sich weiterhin sehr umgänglich. Sie sind nur wenig scheu und laufen nur bei schnellen Bewegungen weg oder wenn der Dom geöffnet wird, verziehen sie sich lieber sicherheitshalber in ein Versteck oder eine Ecke und prüfen erst einmal von dort aus die Lage. Sie sind also weiterhin vorsichtig in ihrem Verhalten, aber lassen sich problemlos anfassen und hochheben und sind sehr neugierig, wobei sie auch auf Menschenhände klettern.


28. Tag

Noch immer gehört täglich im Kuschelschal sitzen mit zum festen Programm. Meistens verziehen sich erst einmal die meisten Babys nach hinten in meinen Nacken, weil ich vorne auch immer mal wieder wen kraule. Nur die vorwitzigeren bleiben vorne. Nach einer Weil kommen meistens wieder einige nach vorne und nach und nach schlafen sie tatsächlich oder doch beinahe ein.

Ich glaube, dass diese Hawis niemals Angst vor Menschen haben werden, wo sie sogar an meinen Hals gekuschelt einschlafen können. Sie sind schreckhaft und eher scheu und sie mögen definitiv anfassen nicht. Bei plötzlichen Bewegungen verstecken sie sich und dem Anfassen weichen sie lieber aus, aber wirklich Angst hat keiner von ihnen.

Das faszinierende an ihnen sind ihre Augen: Alle Hawis, sie ich bisher kannte, haben nicht von Anfang an ausgiebig Menschen gekannt und wenn man sie in der Hand gehalten hat, dann sprachen schon ihre Augen Bände und man konnte ihnen die Angst und das Misstrauen ansehen. Bei diesen Hawi-Babys, die von Anfang an Menschenkontakt kennen, begegnet man einem ganz anderen Blick, der dieses Misstrauen nicht enthält.


32. Tag

Die kleinen Halbwilden sind sehr lieb und umgänglich. Sie kommen immer wieder zwar vorsichtig, aber neugierig an und lassen sich überall und jederzeit greifen und hochheben. Noch nie eine einzige hat je versucht zu beißen oder auch nur zu zwicken. Selbst wenn ich gelegentlich in Röhren oder Häuschen rein fasse, sind sie absolut umgänglich.

Sie sind lediglich scheu, sehr vorsichtig und schreckhaft, wenn schnelle oder unerwartete Bewegungen stattfinden.

Seit Tag 32 sind sie nach Geschlechtern getrennt und sind direkt mit den Weibchen und Böcken eines nur 1 Tag jüngeren Farbrattenwurfs zusammengezogen. Der Kontakt zu den - ebenfalls von Anfang an zahmgekuschelten Farbis - macht sich vom ersten Moment an bemerkbar: Die Hawis lassen sich viel mehr sehen als zuvor, wo sie sich als scheue Einheitsgruppe meist gemeinsam versteckt haben.


33. Tag

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Ca. 12 Wochen

Die kleinen Halbwilden sind mittlerweile sehr aktive Jungratten und lassen sich noch genauso gut händeln wie im Alter von 4,5 Wochen.

Allerdings kann man mittlerweile klare Charaktere erkennen und sie in "ziemlich zutraulich", "eher etwas scheu" und "ziemlich scheu" unterteilen. Anfassbar sind sie weiterhin alle: In jeder Situation kann man sie greifen und hochheben, es wird maximal mit Gezappel protestiert - das aber eben mal mehr und mal weniger, je nach Charakter. Es gibt welche, die anfassen absolut nicht mögen und andere, die sehr viel Menschenkontakt suchen, viel auf Menschen herumklettern und die man für einige Minuten regelrecht durchkraulen kann.


...

Herbst/Winter 2015 - die 9 Hawis sind fast 2 Jahre alt

Alle 9 Halbwilden sind bei mir geblieben: die 3 Böcke als meine eigenen zusammen mit einem Farbibock als 4er-Jungsrudel, die 6 Weibchen konnten über 1,5 Jahre lang nicht vermittelt werden und blieben als Dauerpflegegäste.

Alle sind lieb und anfassbar, man kann sogar in jedes Häuschen fassen, sobald man am Dom steht, stehen alle da, kommen an die Hand, klettern auf den Arm. Nur wenn man eben anfassen will, wird weggelaufen (anfassen ist eben nicht beliebt, aber 3 Sekunden später steht man schon wieder da).

Ist anfassen/hochheben wirklich nötig (z. B. Gesundheitscheck/Tierarzt), muss man eben schnell sein, sie zu nehmen - und das geht dann auch (etwas widerwillig), ohne beißen oder zwicken. (Gebissen wurde ich von alle 9 erst einmal: eines der Mädels war mir im Zimmer ausgebüchst, ich hatte die Wahl, sie schnell zu greifen bevor sie sonstwo hinläuft oder erst Handschuhe zu holen. Ich sie also geschnappt, sie ist erschrocken und hat aus Reflex gebissen.)

Also einfach nur echte Traumtiere!